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Distanzunterricht im Studium – Zwischen Schule und Wirtschaft

Distanzunterricht im Studium – Zwischen Schule und Wirtschaft

Es ist viertel vor neun, ein ganz normaler Montagmorgen im Mai. Ganz normal zumindest für das Jahr 2020. Aus dem Bett rollen, Bademantel überwerfen, Kaffeemaschine an. Während der Kaffee durchläuft wird schon mal der PC gestartet. Webcam? Fehlanzeige, alle seit Monaten ausverkauft. Schade, aber eigentlich nicht wirklich. So ist das ganze noch entspannter. Mit heißem Kaffee und frischem Toast wird der Zoom-Raum betreten. Alle kommen ein paar Minuten zu spät, Dozent inklusive. Uni im Distanzunterricht. So entspannt waren Vorlesungen noch nie und ohne die Ablenkung der Kommilitonen kann man bestimmt viel besser aufpassen. Notizen direkt am PC mit tippen? Jackpot! Die eigene Handschrift kann ich seit dem Abi nicht mehr lesen. In der Praxis allerdings leben wir im 21. Jahrhundert. Einfach alles ist eine Ablenkung. Twitter auf dem zweiten Bildschirm? Dabei auf dem Handy durch Instagram scrollen? Check. Und schon ist das Semester vorbei, gleichzeitig das kürzeste und das längste. Die Noten waren gut, hängen geblieben ist wenig. Spulen wir ein paar Monate vor.

Die Batterien sind leer

Immer noch Lockdown. Eigentlich der zweite, oder dritte? So ganz genau weiß das eigentlich niemand mehr. Ist aber auch nicht wichtig. Die Tage verschwimmen immer mehr, die Wochenenden sind längst nicht mehr aufregend, wie auch? Restaurants zu, Bars zu, Clubs zu und rausgehen nur zu zweit. Niemand hat mehr Lust, die Motivation ist schon lange hin. Das Leben fühlt sich an wie eine endlose Warteschlange zur Normalität.

Viertel vor acht im März. Aufstehen, Duschen, Anziehen, Frühstücken. Die Haare werden so gut wie eben möglich zurecht geformt. PC an, die HD Webcam ist seit Monaten im Betrieb. Kaffee und Wasser stehen bereit und alle sind pünktlich in der Konferenz. Inzwischen wird jede Möglichkeit genutzt sich normal zu fühlen. Im Bademantel studieren und in Jogginghose einkaufen hat seinen Reiz verloren. Der Spaziergang zum Rewe ist einer der wenigen Anlässe sich anzuziehen. Wobei das Wort Spaziergang niemand mehr hören kann, denn das ist seit Monaten die einzige Beschäftigung.

Distanzunterricht betrifft uns alle

So oder so ähnlich sieht seit Beginn der Pandemie der Alltag eines Studenten aus, zumindest aber meiner. Das ständige Wechseln zwischen Schreibtisch und Bett drückt langsam auf die Psyche, die Kältewelle der letzten Wochen hat auch die letzte Freizeitbeschäftigung der Bevölkerung ruiniert. Spazieren bei Minusgraden macht einfach noch weniger Spaß als sowieso schon. Als Dualer Student habe ich immerhin noch den Luxus hin und wieder im Büro zu sein, so sieht man wenigstens ab und zu ein Gesicht. Der Mehrheit allerdings geht es anders und es scheint niemanden so richtig zu interessieren. Die Politik redet viel über Distanzunterricht im Zusammenhang mit Schülern. Sie reden auch viel über Notfallpakete für Arbeitgeber und Kurzarbeit für Arbeitnehmer. Aber der Wegfall von Nebenjobs durch den Lockdown, der für viele Studierende massive Einschneidugen und Existenznöte bedeutet, ist nirgends so richtig Thema. Wie so oft hängen studierende in einem merkwürdigen Limbo zwischen Schule und Arbeit, Kind und erwachsen. 

Das war Teil 1 unserer Blog-Reihe „Homeschooling“! Bald folgen spannende Gastbeiträge, die das Thema aus anderen Perspektiven behandeln.

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